In vielen Ländern – auch in Österreich – sprengt die Inflationsmarke mittlerweile die 10-Prozent-Hürde. Speziell die Preise für Lebensmittel und die Energieversorgung gehen sprichwörtlich „durch die Decke“. Von den Preisen an den Zapfsäulen einmal abzusehen. Im Umkehrschluss beliebt der Realzins der Europäischen Zentralbank aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau.
Daher müssen sich die Menschen in Österreich auf einen enormen Wertverlust ihres Kapitals einstellen. Übrigens, dem größten Inflationsanstieg seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Wie müssen wir nun mit der Situation umgehen? Gibt es Tipps und Tricks, um möglichst unbeschadet die Krise zu überstehen? Bei diesem Thema lohnt der genauere Blick auf unseren Ratgeber.
Inhaltsverzeichnis
Was ist überhaupt eine Inflation?
Kurz und knapp: der Wertverlust des Geldes. Wer noch vor einem Jahr für 100 EUR im Supermarkt Lebensmittel einkaufte, bekommt heutzutage für diese Summe längst nicht mehr den früheren Gegenwert. Das Geld ist weniger wert und die Kaufkraft schwindet. Mit der Zeit sinkt der Wert der Währung. Je nach Branche mal mehr oder weniger. Explodierende Preise sind bei Lebensmitteln, genauer gesagt überhaupt allen Dingen des täglichen Bedarfs zu verzeichnen.
Zusätzlich sind die Preise für die Energieversorgung und Kraftstoffe schier exorbitant gestiegen. Leider können die Reallöhne hier nicht mehr mithalten. Zwar fordern die Gewerkschaften europaweit nach enormen Lohnerhöhungen, um die Inflation auszugleichen, aber selbst die Arbeitgeber sind von steigenden Kosten betroffen. Einige Branchen kämpfen sogar um ihre nackte Existenz. Außerdem dauert es erfahrungsgemäß eine gewisse Zeit, bis Tarifverhandlungen abgeschlossen sind und die Löhne real erhöht werden.
Also befinden wir uns in einer elementaren Krise. Die komplette Mittelschicht betrifft die Inflation am stärksten. Reiche Leute können die Inflation durch ihr Vermögen oder hohe Einkünfte abdecken. Viele Menschen – in Ländern mit einem funktionierenden Sozialsystem wie Deutschland und Österreich – erhalten ohnehin Sozialleistungen, die regelmäßig angepasst werden. Doch wer Steuern zahlt – egal ob Arbeitnehmer oder Unternehmen – muss beträchtliche Einbußen hinnehmen.
Eine gewisse Inflation (Wertverlust des Geldes) besteht schon immer. Doch bisher wurde diese oft von steigenden Löhnen ausgeglichen. Die Leute hatten nicht mehr oder weniger Nettogehalt und der Lebensstandard wurde auf einem hohen Niveau gehalten. Diese Zeiten sind nun vorbei und selbst Ersparnisse sind bedroht. Also, was können wir dagegen unternehmen und wie das Geld in Österreich anlegen?
So kann das Geld auf der Bank vor einer inflationären Entwertung geschützt werden
Das Kapital wurde über Jahre gespart und jetzt wird es durch die Inflation entwertet. Wie können sich Sparer schützen und den Wertverlust umgehen? Abzüglich Steuern und Nebenkosten galt bisher eine Rendite von etwa zwei Prozent pro Kalenderjahr als zwingend erforderlich, um überhaupt noch das eigene Geld sinnvoll anzulegen.
Doch gerade im Jahr 2022 und sicher auch im nächsten Jahr gestaltet sich dieses Unterfangen kompliziert. Folgende Tipps sind unentbehrlich im Inflationsjahr 2022:
#1 Kapital in Immobilien investieren
Bevor das Ersparte auf der Hausbank stetig an Wert und Kaufkraft verliert, bieten Immobilien eine interessante Alternative. Eine eigene Immobilie ist eine Art Geldanlage aus Stahl und Beton. Diese funktioniert aber nur, wenn die Mieter den Preis für die Inflation zahlen. Demnach muss sich schon eine gewisse Rendite ergeben, um mit einer Immobilie der Inflation entgegenzuwirken.
Wer allerdings jetzt von einer Mietwohnung auf das eigene Haus umsteigen möchte, sollte zuschlagen. Zwar hat die EZB den Leitzins erhöht und die Zinsen für Immobilienfinanzierungen steigen, aber noch ist der Moment günstig. Die Miete fällt weg (durch Kreditraten ersetzt), das Kapital wird in die eigene Altersvorsorge investiert und diese Option ist immer noch um Längen besser als die Ersparnisse auf der Bank sozusagen „verwelken“ zu lassen.
Es ist schließlich nicht davon auszugehen, dass sich die hohe Inflation beruhigt. Wichtig ist noch der Kostenfaktor. Schon länger kann in den Ballungszentren eine Immobilienblase beobachtet werden. Wohnraum wird knapp und das zeigt sich in den Preisen für Grundstücke und Häuser. Doch die Nachfrage ist groß und eine Immobilie eignet sich immer noch als „Speicher“ für Kapital.
- Lohnt sich nur bei zahlungskräftigen Mietern.
- Hohe Kosten im Vorfeld.
- Als Altersvorsorge aber bestens geeignet.
- Auf die Konditionen der Banken achten.
- Nachfrage nach Wohnraum wächst, hohe Chancen als künftiger Vermieter.
- Immer ganz genau kalkulieren und den Cash-Flow beachten.
Alternativ kommt auch die Beteiligung an einem Immobilienfonds infrage. Vorsicht beim Thema Steuern und Nebenkosten. Eine Immobilie kostet auch beim Leerstand jedes Jahr Geld.
#2 Gold als fundamentale „Krisenwährung“
Der Klassiker schlechthin. Seit Jahrhunderten hat sich Gold als Wertespeicher etabliert, trotz der Sanktionierung des Goldstandards in den USA während des Vietnamkrieges. Warum? Ganz einfach, Gold lässt sich nicht vermehren oder unendlich drucken wie Papiergeld. Das Edelmetall ist ein knappes Gut und das weltweit älteste Zahlungsmittel.
Allerdings muss hier klar erwähnt werden, dass sich Gold nur bedingt als Renditeobjekt eignet. Die Renditen sind eher nachrangiger Natur. Trotz Inflation steigt der Goldpreis kaum an. Aber er sinkt auch nicht oder macht so exorbitante Kurssprünge wie andere Währungen. Gold ist einfach eine solide Geldanlage und als Wertespeicher für die Inflation hervorragend geeignet.
- Kurs ist von Marktpreis abhängig.
- Gold gilt als minimal volatil, also großartige Kurseinbrüche oder Steigerungen sind nicht zu erwarten.
- Daher perfekt als Zwischenpuffer geeignet.
- Vorsicht vor den individuellen gesetzlichen Bedingungen der europäischen Länder beim Verkauf (Differenzbesteuerung).
Nicht nur Gold ist hier dienlich, sondern auch viele andere Edelmetalle. Aufgrund der technischen Entwicklung wird die Nachfrage steigen.
#3 Aktiendepot eröffnen und der Inflation ein Schnäppchen schlagen
Langfristig betrachtet sollte ein Aktiendepot ungefähr mehr als zwei Prozent Rendite abwerfen, als die jährliche Inflation betrifft. In den letzten Jahren haben sich Österreich und die meisten Nachbarländer auf einem Grad der Inflation von 2 bis 3 Prozent definiert. Wer also ein Aktiendepot mit rund 5 Prozent Rendite hatte, war bestens bedient.
Doch jetzt sehen die Zeiten anders aus. Trotzdem ist ein Aktiendepot Pflicht, um der Inflation zumindest teilweise zu entkommen. Was passiert auf der Bank mit dem Geld? Nichts, im Gegenteil, mickrige Zinsen und zugleich der Wertverlust von derzeit etwa 10 Prozent. Wichtig ist hierbei die Diversifikation, also Streuung des Kapitals. Niemals auf einzelne Aktien setzen, sondern das Risiko breit fächern.
Das funktioniert beispielsweise mit einem ETF-Fonds bestens. Wie dem MSCI-World in all seinen Facetten. Mit einem ETF auf die weltweit größten Unternehmen setzen und dabei oftmals mehr als acht Prozent Rendite erwirtschaften. Immerhin revidieren diese mit etwas Glück die Inflation oder mildern diese ab. Auch hier gilt, dass Kunden auf die Konditionen achten. Aktiendepots gibt es übrigens kostenlos frei auf dem Markt, mit vielen namhaften Anbietern.
#4 Crowdinvestment und Renditen einfahren
Wie kann die Inflation von aktuell 10 Prozent revidiert werden? Es lohnt die Portale zu besuchen, welche zwischen Unternehmen und Kunden vermitteln. Projekte benötigen Kapital, egal ob der Neubau eines Immobilienprojektes oder ein Start-up. Hier können Kunden Geld investieren (Einmalzahlung oder regelmäßige Investments) und Renditen kassieren.
Vor allem die überdurchschnittliche Verzinsung wirkt vielversprechend. Aber auch hier müssen Kunden vorsichtig agieren. Immer wenn ein „Nachrangdarlehen“ ansteht und das Projekt scheitert, werden die privaten Investoren erst zum Schluss bedient. Oftmals bleibt dann nicht mehr viel Insolvenzmasse übrig. Aber in Zeiten der Inflation eventuell eine Alternative.
#5 Kaufkraft ausnutzen und ortsansässige Firmen unterstützen
Nicht nur Verbraucher leiden massiv unter den Folgen der Inflation. Auch Unternehmen müssen teilweise um ihre Existenz bangen. Wer keine Möglichkeit findet, sein Kapital vor dem Wertverlust zu schützen, der sollte zumindest den Unternehmen in der Region helfen. Vielleicht beim Bäcker in der Nähe Backwaren kaufen und nicht im Supermarkt? Oder den Metzger im Ort besuchen und nicht die Fleischtheke der großen Supermarktketten?
Dies betrifft viele Branchen. Das Geld auf der Bank verliert massiv an Wert. Also warum nicht partiell ausgeben und sich etwas gönnen oder eher regional einkaufen? Auch eine Art der Inflation entgegenzuwirken und gleichzeitig die lokalen Firmen zu unterstützen. Nebenbei bemerkt, bieten die ansässigen Unternehmen Arbeitsplätze in der Region und der Mittelstand muss in jedem Fall unterstützt werden.