Wohnungen und Häuser in Deutschland haben sich auch während der Coronakrise erheblich verteuert. Der Preisanstieg war hierbei höher, als es Experten vorhergesagt haben. Im Durchschnitt lagen die Preise für die Wohnimmobilien im zweiten Quartal des Jahres 2020 um 6,6 Prozent höher als noch im Jahr zuvor.
- Dies teilte das Statistische Bundesamt mit. Im Gegensatz zum vorherigen Quartal erhöhten sich die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser und für Wohnungen um zwei Prozent.
- Gemäß einer Schätzung im August war zunächst von einem Preisanstieg in Höhe von 5,6 Prozent im Vergleich zum Quartal des Vorjahres sowie 1,4 Prozent zum ersten Viertel des Jahres 2020 ausgegangen worden.
- In den Städten und auch auf dem Land sind die Preise für Immobilien angestiegen. In den sieben größten deutschen Städten –Hamburg, Berlin, München, Köln, Stuttgart, Frankfurt und Düsseldorf – wurden Eigentumswohnungen um 6,1 Prozent und die Ein- und Zweifamilienhäuser um 6,5 Prozent teurer als im Quartal des Vorjahres.
Der Immobilienmarkt ist unbeeindruckt von Corona
Der deutsche Immobilienmarkt zeigt sich andererseits fast unbeeindruckt von den Auswirkungen der Coronakrise. Dies ist vor allem das Ergebnis des ZIA-Gutachtens im Herbst. Dieses spiegelt sich auch am Investmentmarkt für Immobilien wider. Daher wechselten den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 Wohnimmobilien für circa 15,8 Milliarden Euro ihren Eigentümer.
Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Anstieg um etwa 30 Prozent. Auch das bekannte Fünf-Jahres-Mittel wurde diese Marke übertroffen. Die Anzahl der gehandelten Häuser und Wohnungen belief sich in den letzten neun Monaten auf etwa 125.000 und lag daher um knapp 40 Prozent über dem Wert des Vorjahres.
- Maßgebend verantwortlich für diesen Trend war vor allem die Übernahme des Unternehmens Adler Real Estate durch die Gruppe von Ado Properties. In den ersten beiden Quartalen lagen die Handelsvolumina mit etwa 3,2 Milliarden Euro um 24 Prozent unter dem Durchschnitt der Quartale der letzten fünf Jahre.
- Dass nun die Volumina in den letzten zwei Quartalen eher unterdurchschnittlich gewesen sind, ist allerdings kein Ausdruck einer Abstinenz der Investoren. Die Nachfrage der Investoren nach Immobilien ist ungebrochen und steigt auch spürbar.
Mit einem Volumen von mehr als 2,6 Milliarden Euro war die Hauptstadt Berlin abermals der umsatzstärkste Markt, vor allem aufgrund des Ankaufs von circa 3.900 Wohnungen durch den Investor Heimstaden Bostad aus Schweden.
Im Vergleich zum Zeitraum des Vorjahres ging das Volumen der Transaktionen in der Hauptstadt allerdings um 42 Prozent zurück. Außerdem sorgt im Immobilienmarkt der Mietendeckel für eine große Verunsicherung bei den Eigentümern. Viele Investoren machen deshalb im Moment einen großen Bogen um die Landeshauptstadt Berlin. Der niedrige Bieterwettstreit bietet den einheitlichen Akteuren jedoch gerade jetzt auch die Chance, in großem Umfang in diesen Markt einzutreten“.
Die Ursachen für den Preisanstieg der Immobilien in der Coronakrise
Sorgen bereitet im Moment viel mehr die auch weiterhin ansteigenden Mietpreise, welche auch wenig verdienende Haushalte trotz Kurzarbeit oder eventuell wegfallender Löhne zahlen müssen. Somit dürfte die Belastungsquote steigen und die Möglichkeiten im Konsum noch weiter einschränken. Die sowieso schon gespannte Situation am Wohnungsmarkt wird daher wenigstens für Teile der Bevölkerung noch viel problematischer werden.
Dass nun der Immobilienmarkt bisher noch ungeschoren aus der Coronakrise gekommen ist, wird auf die staatlichen Transferzahlungen wie das Arbeitslosen- und das Kurzarbeitergeld sowie einem leichten Zugang zu Wohngeld zurückgeführt.
Andererseits beruhten die ansteigenden Preise für Immobilien nicht flächendeckend auf Fantasien und Spekulation. Allerdings verdichteten sich die Anzeichen, dass die Preise für Wohnungen in einigen Segmenten nicht mehr ausschließlich durch die Entwicklung der Mieten und geringen Zinsen erklärbar sind. Die Coronakrise kann vor allem hier die Preise weiterhin ins Wanken bringen, obgleich das Vertrauen aller Investoren bisher bekanntermaßen nicht anhaltend durch die Pandemie erschüttert worden ist.