Frugalismus: Der Schlüssel zur finanziellen Freiheit mit 40?

Investieren, sparsam leben & Frugalismus - Viele Möglichkeiten am Weg zur finanziellen Freiheit! Bild (c) : @evfoto via Twenty20
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Der Frugalismus ist eine Strömung, die sich von den USA aus über die Welt verbreitet, deren Anhänger versuchen, mit 40 finanzielle Freiheit zu erreichen.

Aber kann das eigentlich funktionieren? Was steckt dahinter und wie realistisch ist diese Bewegung?

Sparsamkeit und Bescheidenheit sind keine neuen Tugenden. Das Auskommen mit wenig ist nichts Neues in der Geschichte der Menschheit. Sei es, das Ressourcen sowieso knapp waren, zu Kriegszeiten oder während Hungersnöten oder ob es sich um ein religiöses Ideal handelte, die Grundzüge des Frugalismus wie wir ihn heute kennen hat eine lange Geschichte.

  • Schon in der Antike gab es immer wieder religiöse Vereinigungen, die nur von, manchmal kargen, Spenden lebten. Diese Tradition setzte sich nach der Entstehung des Christentums in manchen Klöstern und bei Eremiten fort.
  • Im 16ten Jahrhundert proklamierte der Theologe Calvin, der Begründer des nach ihm benannten Calvinismus, einer Strömung, die es als Ideal ansah, möglichst sparsam, ja geradezu asketisch zu leben. Auch einige Orden folgten als Bettelmönche dem Ideal der Askese, der Konzentration auf das wesentliche.

Die Frugalisten sind aber keine religiöse Bewegung, sondern einfach ambitionierte Sparer. Anders als Andere, setzen sie darauf, durch Verzicht, Sparsamkeit und gute Anlagestrategien sowie passives investieren in Aktien, ETFs und Kryptowährungen, möglichst früh finanzielle Unabhängig zu erreichen. Dabei darf man Frugalismus nicht mit Minimalismus verwechseln.

Investieren, sparsam leben & Frugalismus - Viele Möglichkeiten am Weg zur finanziellen Freiheit! Bild (c) : @evfoto via Twenty20
Investieren, sparsam leben & Frugalismus – Viele Möglichkeiten am Weg zur finanziellen Freiheit!
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Der Minimalismus möchte durch Verzicht mehr Lebensqualität erreichen, indem man sich vollkommen von der als unnötig empfundenen Konsumkultur löst. Frugalisten hingegen wollen diese Lebensqualität jedoch durch eine größtmögliche Freiheit erreichen. Die Ziele sind also ähnlich, nur die Perspektive und die Strategie der beiden Gruppen unterscheiden sich immens.

Woher stammt der Frugalismus?

Auch wenn Askese und Sparsamkeit eine lange Tradition in der christlichen Kultur haben, liegt der Ursprung des Frugalismus nicht dort. Schon zu Beginn des neuen Jahrtausends entstand das „FIRE Movement“.

FIRE steht dabei für „Financial Independence, Retire Early“, also finanzielle Freiheit und ein früher Renteneintritt um sich von der Mühsal der täglichen Arbeit zu befreien.

Als dann 2007 die große Finanzkrise die Weltwirtschaft traf, mussten sich viele Menschen in den USA von Haus aus mehr einschränken. In der Zeit danach liegt der Ursprung des heutigen Frugalismus. Sie erkannten in der Notlage, dass sie mit wesentlich weniger auskommen können, als sie es vorher gewohnt waren. Daraufhin beschlossen sie, durch diese Sparsamkeit frühere finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen.

Was genau ist Frugalismus?

  • Frugalisten sind Asketen? Das stimmt nicht ganz. Frugalismus leitet sich vom lateinischen „frugalis“ ab, das übersetzt „sparsam“ oder „genügsam“ bedeutet. Sparsamkeit ist aber nicht gleich Askese.
  • Sie kaufen sich durchaus schöne und teure Dinge, aber sie wägen das Für und Wider wesentlich intensiver ab, als der Otto normal Verbraucher und entscheiden sich öfter gegen einen Kauf. Sie folgen also der Maxime des bewussten Konsums beziehungsweise dem bewussten Verzicht.

Frugalisten haben sich das Ziel gesetzt, möglichst früh finanzielle Freiheit zu erreichen und sind dafür bereit, mehr zu verzichten. Sie kaufen sich nicht die neuste Mode, sie kaufen sich nicht einmal Modeartikel, nur weil sie gerade in Mode sind.

Für Frugalisten ist es wertvoller das ein Artikel lange gebraucht werden kann als das er gerade angesagt ist. Sie entscheiden sich auch eher für eine kleine Wohnung, wenn sie dadurch Geld sparen können. Sie sind einfach dazu bereit, sich jetzt einzuschränken, damit sie später früher als andere in „Rente“ gehen können.

Wie realistisch ist es mit 40 in Rente gehen zu können?

Kann der Frugalismus wirklich halten, was er verspricht? Ist es möglich, sich nach dem 40ten Geburtstag einfach zurückzulehnen und von den Früchten der eigenen Arbeit zu leben? An dieser Stelle sollten wir Ausnahmebeispiele wie Marc Zuckerberg ausklammern. Aber nehmen wir an, Otto Normal, ein 16-Jähriger, der gerade eine Ausbildung beginnt und sich vornimmt mit 40 in Rente zu gehen. Kann das klappen?

Nehmen wir an Otto lernt Maurer und weil er weiß, dass das ein schwerer Beruf ist, möchte er mit 40 aufhören zu arbeiten. In seiner Ausbildung verdient er ungefähr 30.000 € und danach noch einmal, gemittelt bis zu seinem 40ten Geburtstag, noch einmal etwa 35.000 pro Jahr. Insgesamt verdient er also etwa 765.000 € bis er 40 Jahre alt ist. Danach geht er in Frührente. Er würde also geschätzt etwa 650 € Rente bekommen.

  • Natürlich sind das keine genauen Zahlen und nur Schätzungen, aber es hilft uns zu beurteilen, wie realistisch sein Vorhaben ist.
  • Während Otto gearbeitet hat, hat er ungefähr 2.200 € jeden Monat zur Verfügung. Abzüglich der geschätzten Rente macht das also eine Lücke von 1.600 € pro Monat, die er bis zu seinem Lebensende ausgleichen muss.

Kann er die entstandene Lücke zu seinem normalen Einkommen mit dem schließen, was er in den Jahren zuvor angespart hat?

Bei diesem Beispiel lassen wir auch einmal außen vor, ob Otto sein Geld gut angelegt hat und dadurch mehr zur Verfügung hat. Denn man kann schlecht sagen, wie viel Glück oder Pech er dabei hätte. Wenn wir von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 76 Jahren ausgehen, muss Otto also in seinem Arbeitsleben ein Vermögen von 672.000 € aufgebaut haben, um genauso viel Geld zur Verfügung zu haben wie vorher. Manche Schätzungen gehen davon aus, das Frugalisten zwischen 50 % und 75 % ihres Einkommens sparen.

  • Gehen wir also davon aus, das er in seinem Arbeitsleben rund 60 % sparen konnte, dann hat er nun ein Vermögen von 277.200 € angesammelt. Das reicht also nicht, um die gängige Definition von finanzieller Freiheit zu erfüllen.
  • Allerdings war Otto ja immer sparsam und hat nur von 40 % seines Gehaltes gelebt. Wenn wir das einbeziehen, muss er nur 108.000 € angesammelt haben. Seinen vorherigen sparsamen Lebensstil könnte er also ohne Probleme, sogar mit mehr Luxus und Konsum fortführen.

An diesem Beispiel sieht man, das der Frugalismus durchaus funktionieren kann, wenn man es richtig angeht und immer eisern spart. Jedoch muss man für sich selbst entscheiden, wie sparsam man sein möchte, um eine finanzielle Freiheit nach eigener Definition zu erreichen.

Verfasst von David Reisner

Der Finanz Blog in Österreich wird bereits seit 2007 von mir, David Reisner, betrieben.

Als Experte für Online Marketing und Finanzen in Österreich gibt es hier aktuelle Tipps, Vergleiche und Informationen zu Finanzprodukten, Tarifen und Finanz Nachrichten aus Österreich & der Welt. Privat gelten meine Interessen dem Tanzen, Musik, dem Besuch von regionalen Veranstaltungen und Neuigkeiten aus Technik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Ich wohne aktuell in Graz und freue mich immer, neue Dinge kennenzulernen und neue Orte zu entdecken.