Wenn der tägliche Gang zum Briefkasten für Angst sorgt, dann ist in immer mehr Fällen ein Brief vom Inkassobüro dafür verantwortlich. Als verlängerter Arm von Banken, Telekommunikationsunternehmen, Versandhäusern, Krankenhäusern und Online-Händlern bezeichnen sich diese Unternehmen häufig gerne selbst.
Die Altersgruppe der Schuldner wird dabei immer jünger. So haben die meisten Probleme mit dem Bezahlen ihrer Rechnung Menschen zwischen 30 und 40 Jahren. Dicht gefolgt von den 20- bis 30-jährigen.
Liegt es an mangelhafter finanzieller Bildung?
Der österreichische Kreditschutzbund veröffentlichte einen Bericht, nachdem knapp die Hälfe der österreichweiten 300.000 Personen mit massiven Zahlungsproblemen jünger als 35 Jahre ist. Fast jeder vierte Schuldner in Österreich ist sogar jünger als 30 Jahre alt.
Eine Umfrage der Arbeiterkammer (AK) unter Lehrlingen aus demselben Jahr ergab, dass bereits sechs Prozent der Befragten einen Kredit haben. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 18 Jahren.
Quelle: https://orf.at/v2/stories/2208386/2208367/
Wenn Konsumenten nicht mit Geld umgehen können, mangelt es ihnen häufig an guter finanzieller Bildung. Unternehmen locken mit geschickter Werbung und die Zielgruppe ist meistens nicht in der Lage, den Verlockungen zu widerstehen.
- Über die Kosten, die für das Vergnügen anfallen, machen sich die wenigsten Sorgen. Ihnen ist häufig nicht bewusst, wie hoch der finanzielle Aufwand ist oder wie lange das Abzahlen einer Bestellung wirklich dauert.
- Die Überschuldung ist schnell da und droht Existenzen und sogar ganze Familien zu zerstören. Finanzielle Grundbildung legt die Basis, um im Alltag alles, was mit dem Thema Finanzen einhergeht, richtig einschätzen und beurteilen zu können.
Leider ist ein landesweites Angebot für die Finanzbildung junger Menschen in Österreich noch immer nicht in Sicht. Staatlich anerkannte Schuldenberatungen tun, was sie können. Aber ist der Zahlungsverzug erstmal beim Inkasso gelandet, wird es eng für die Betroffenen.
Brief vom Inkassobüro – was tun?
Häufig finden sich gar Drohkulissen in den Briefen der Inkassounternehmen. Sie wollen ihre Schuldner gleich mit dem ersten Schriftverkehr einschüchtern und erhoffen sich damit die schnelle Zahlung der ausstehenden Summe. Verdient wird an den kräftigen Gebühren, Zinsen und Kosten, die auf den eigentlichen Betrag aufgeschlagen werden.
Leider kommt es auch immer häufiger vor, dass betrügerische oder unseriöse Firmen einfach behaupten, der Schuldner wäre ihr Kunde und müsse nun an sie bezahlen. Dabei besteht diese Forderung überhaupt nicht. Daher ist es empfehlenswert, jede eingehende Forderung eines Inkassobüros gründlich zu prüfen.
Ist die Forderung wirklich rechtens, dann muss sie natürlich auch bezahlt werden. Die Vereinbarung einer Ratenzahlung kann sinnvoll sein. Liegt das Einkommen unter der Pfändungsfreigrenze, kann das Inkassobüro zunächst nichts pfänden. Es müsste sich dann um einen rechtskräftigen Titel, also ein Urteil oder einen Vollstreckungsbescheid, kümmern und kann erst dann einen Gerichtsvollzieher vorbeischicken.
Fazit: Die finanziellen Probleme junger Menschen ist durch Lücken beim Wissen um Geld und Finanzprodukte begründet. Aber Schuldnerberatungen sehen auch ein geringes Verständnis für das pünktliche Bezahlen von Rechnungen. Was früher als “selbstverständliche Tugend” galt, ist heute vor allem bei den Jüngeren mangelnde Verantwortung für das eigene Handeln und die Konsequenzen. Die Verbraucher- und Finanzbildung in den Schulen ist gefordert, damit das notwendige Allgemeinwissen die finanziellen Kompetenzen junger Menschen fördert.
Bezüglich der Gebühren gibt es in Österreich die Verordnung des Bundesministers für wirtschaftliche Angelegenheiten über die Höchstsätze der Inkassoinstituten gebührenden Vergütungen. Diese können Sie hier nachlesen.