Man braucht nicht hinter die Kulissen zu blicken, um zu wissen, dass ein Hochschulstudium einiges an Geld kostet. Der Staat Österreich investiert rund 5,5 % seiner Wirtschaftsleistung in die Bildung, was mehr ist als in vielen anderen Ländern, jedoch unter dem Wert des Jahres 1995 liegt (6,1 %). Im Jahr kommen die Bildungskosten immerhin auf rund 15 Mrd. Euro.
Die Ansicht, ob dieser Betrag gut oder weniger gut genützt wird, hängt von der jeweiligen Person ab. So haben Lehrer, Eltern oder Studenten durchaus gegensätzliche Sichtweisen. Auf der Hand liegt jedoch, dass die österreichischen Hochschulen bei den Kosten an oberster Stelle liegen, denn jeder Steuerzahler investiert rund 78.000 Dollar in jeden Studenten bis zu dessen Abschluss. Eine Menge Geld, v.a. wenn man bedenkt, was man damit alles anfangen könnte. Beispielsweise stünde – rein theoretisch – einem Begabten 2 1/2 Jahre Studium an einer der amerikanischen Eliteunis wie Harvard oder Princeton zur Auswahl (obwohl eine Aufnahme an einer dieser Unis eben nicht nur vom Geld allein abhängig ist, Anm. am Rande).
So kann man reinen Gewissens behaupten, unsere Unis wären leicht überteuert. Dies entspricht insofern der Wahrheit, als österreichische Unis um 66 % mehr Geld für die Ausbildung eines Studenten brauchen als der Durchschnitt der 30 Industrienationen in der OECD. Auf der anderen Seite sind unsere Unis jedoch auch nicht in den Topplatzierungen im internationalen Vergleich anzutreffen – vielmehr nehmen sie eher untere Plätze ein. Interessanterweise wird trotz des hohen Finanzaufwands vielerorts über schreckliche Zustände geklagt: Schlechte Betreuung, Hörsäle in unzumutbarem Zustand sowie veraltetes technisches Equipment.
Und eines ist auch irgendwie logisch: Je attraktiver die Ausbildung, desto weiter steht einem das Tor zu einem attraktiven Arbeitsplatz offen. Und ein Absolvent einer amerikanischen Eliteuni hat es vermutlich leichter als einer der 20.000 Studenten der WU Wien.
Auch in puncto Schulbildung investieren wir in Österreich erheblich mehr als die meisten anderen Industrieländer: rund 111.000 Dollar kosten die 12 Schuljahre bis zur Matura. Da zeigt sich wieder einmal, dass Geld allein nicht alles ist, denn die Leistungen der österreichischen Schüler fallen allgemein betrachtet eher bescheiden aus. Darum besuchen viele Kinder Privatschulen, u.a. auch wegen der vielen Zusatzmöglichkeiten, die ihnen dort geboten werden. Last, but not least schneiden Schüler von Privatschulen auch bei PISA-Test besser ab.
Privatschulen stellen einen Schlüssel zur Lösung des österreichischen Bildungsproblems dar. Eine Orientierung am niederländischen Modell könnte helfen: Jede Institution – egal, ob staatlich oder privat – erhält dieselbe Menge Geld je Schüler. Sozial Schwächeren würden sogenannte Bildungsschecks zukommen, sodass auch ihnen die Möglichkeit privater Bildung offen stünde.
Quelle: Die Presse, 13.09.2008